„Dschungel? Urwald? Regenwald? Was ist was?
Urwald, Dschungel, Regenwald, Tropenwald – wer soll bei den ganzen Namen eigentlich durchblicken? Im Alltag verwenden wir viele Begriffe, mit denen wir das gleiche meinen, die aber doch etwas Unterschiedliches bedeuten.
Urwald ist ein vom Menschen unberührter ursprünglicher Wald. Man sagt dazu auch Primärwald, um diesen Wald vom sogenannten Sekundärwald abzugrenzen. Ein Sekundärwald entsteht nach der Zerstörung des ursprünglichen Waldes z. B., wenn der Mensch in die natürliche Vegetation und Dynamik des Waldes eingegriffen hat oder es Naturkatastrophen gab. Urwälder gibt es in Europa kaum noch.
Der Begriff Dschungel regt die Fantasie an. Du denkst bestimmt an undurchdringliches Grün, heiße und feuchte Luft sowie Geräusche von exotischen Vögeln und Affen. Vieles davon trifft auf den tropischen Regenwald zu. Ursprünglich kommt das Wort Dschungel vom indischen „jangal“, dem Namen des subtropischen Sumpfwaldes in Indien.“(1)
„Ein Dschungel ist ein dichter Wald in den Tropen. Viele Urwälder werden als Dschungel bezeichnet. Im engeren Sinn spricht man nur in Asien von Dschungeln, dort, wo es den Monsun gibt.“(2)
„Und was ist nun tropischer Regenwald?
Regenwald nennt man Wald, in dem es feucht ist und viel regnet – also ein Wald mit hoher Niederschlagsmenge. Liegt dieser Regenwald in der Klimazone der Tropen, also entlang des Äquators, so ist es tropischer Regenwald.
Das bedeutet aber gleichzeitig, dass es Regenwald auch außerhalb der Tropen gibt: die Regenwälder der gemäßigten Klimazonen, z. B. in Nordamerika oder in Neuseeland. Und es bedeutet auch, dass es in den Tropen nicht nur Regenwald, sondern auch anderen Tropenwald gibt – zum Beispiel Trockenwälder mit ausgeprägten Trockenzeiten.
In welchen Ländern liegt der tropische Regenwald?
Tropische Regenwälder können nur existieren, wo es warm und feucht ist. Dieses Klima gibt es entlang des Äquators auf der Erdkugel. Hier sind die Temperaturen recht beständig und die Luftfeuchtigkeit hoch – es gibt wenig jahreszeitliche Schwankungen.
Die großen tropischen Regenwaldgebiete liegen im Amazonasbecken in Südamerika, im Kongobecken in Zentralafrika und in Südostasien, vor allem in Indonesien. Der Amazonas-Regenwald ist der größte zusammenhängende tropische Regenwald der Erde.
Woher kommt der Regen im Regenwald?
Du fragst dich vielleicht, warum es im tropischen Regenwald besonders viel regnet? Die Antwort liegt in der geographischen Lage und hängt mit der Sonne zusammen.
Die Sonne steht am Äquator fast senkrecht über der Erde. Das heißt ihre Kraft ist hier besonders intensiv. Boden und Luft werden stark erhitzt, sodass eine Menge Feuchtigkeit aus den Gewässern und auch von den Blättern der Pflanzen aus verdunstet und in die Luft aufsteigt.
Im Himmel, genauer gesagt, in der Erdatmosphäre, kühlt der Wasserdampf ab und verdichtet sich zu Wolken. Dort bilden sich dann aus dem Dampf wieder flüssige Wassertropfen – die als Regen bzw. Niederschlag zurück auf die Erde fallen.
Das Wasser durchläuft also einen Kreislauf, den so genannten Wasserkreislauf. Du kannst dieses Phänomen selbst ganz einfach testen, indem du bei dir im Garten eine Glasschüssel umgedreht auf die feuchte Wiese stellst. Warte ab, was passiert, wenn die Sonne darauf scheint.
Wenn du alles richtig machst, kannst du sehen, dass die Schüssel von innen beschlägt und sich kleine Wassertropfen am Rand bilden. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert übrigens auch ein Gewächshaus.
Im tropischen Regenwald fallen pro Jahr ungefähr 2000 Liter Regen pro Quadratmeter – in Deutschland sind es nur ca. 789 Liter Regen pro Quadratmeter.
Die Regenwälder der gemäßigten Klimazonen wie z.B. im Westen Kanadas erhalten ihre Feuchtigkeit übrigens überwiegend aus dem Meer. Sie liegen meist an der Küste, wo das verdunstete Meerwasser aufsteigt, mit dem Wind aufs Land getragen wird, und sich dort abregnet.“(1)
„Alle Regenwälder zusammen bedecken nur etwa 7,4 Prozent der Landfläche, trotzdem leben dort mehr als die Hälfte aller Pflanzen- und Tierarten!“(3)
„Wie sieht es im Regenwald aus?
Die Urwald-Bewohner sind auf verschiedenen Etagen zuhause, so wie Menschen in einem Wolkenkratzer. So werden manche Bäume 60 bis 80 Meter hoch. Habt Ihr schon mal im Schwimmbad auf einem 10-Meter-Turm gestanden?
Dann könnt ihr Euch sicher vorstellen, wie groß so ein Urwaldriese sein muss. Diese Bäume, auch Überständer genannt, haben meist einen so dicken Stamm, dass drinnen sogar ein Auto Platz hätte.
Die Überständer bekommen sehr viel Licht ab. Weiter unten wird das Sonnenlicht jedoch knapper, und während die mittelhohe Kronenregion noch relativ viel Licht abbekommt, fangen die Pflanzen am Boden kaum noch Sonnenstrahlen auf. Selbst wenn es regnet, können ein paar Minuten vergehen, ehe die ersten Tropfen durch das dichte Blätterdach zu Boden fallen.
Dort unten ist es übrigens ziemlich dunkel. Denn nur zwei Prozent des Sonnenlichts erreichen in einem dichten Urwald den Boden.
„Was sind die Stockwerke des Regenwaldes?
Du kannst dir die Stockwerke des Regenwaldes ähnlich wie bei einem großen Haus vorstellen. Ganz unten gibt es ein Erdgeschoss, darüber eine erste Etage mit Sträuchern und eine mittlere Etage mit kleinen Bäumen. Es folgt das Dachgeschoss, welches die Kronen der großen Bäume bilden. Über das Dach hinaus ragen die Urwaldriesen – die größten Bäume, die alle anderen Stockwerke des Regenwaldes überragen.“(5)
- Erdgeschoss: Die Krautschicht
Die Krautschicht reicht bis etwa einen Meter über den Boden. Hier wachsen Moose und kleinere Pflanzen wie z. B. einige Farnarten. Es gelangt nur wenig Sonnenlicht bis zu dieser Schicht wie in der untersten Etage eines Hauses. Die Pflanzen haben hier große Blätter um so viel Licht wie möglich aufzunehmen. In der Krautschicht leben viele Insekten und Kleinstlebewesen. Herabfallendes Laub und totes Holz wird von ihnen abgebaut. Es gibt hier unten auch größere Tiere, wie z. B. Tapire, Tiger oder das Gürteltier.
- Erster Stock: Die Strauchschicht
„Die Strauchschicht geht von einem bis zu acht Metern weit nach oben.“(5) Hier herrscht auch Lichtmangel und es gibt keinen dichten Bewuchs mit Pflanzen. Es wachsen hier Sträucher mit großen Blättern, kleine Palmenarten und Büsche. Die Strauchschicht ist außerdem Lebensraum der Grünen Baumpythons und kleineren Tieren wie beispielweise Kolibris, Blattschneiderameise, usw.
- Zweiter Stock: Die Untere Baumschicht
Die untere Baumschicht geht von acht bis 20 Metern Höhe. Es bilden kleinere Baumarten wie Gummibaum, Kakao und weitere Pflanzen den zweiten Stock. Bei einem Haus wäre das circa die erste bis sechste Etage. Es herrscht hier Lichtmangel und die Schicht ist insgesamt eher dünn bewachsen. „Um die wenigen Lichtstrahlen in dieser Ebene optimal nutzen zu können, wachsen die Bäume in den Kegeln des Sonnenlichtes schmal nach oben.“(5) Es gedeihen hier auch Palmen und Baumfarne besonders gut. Unter den Tieren gibt es z. B. Pfeilgiftfrösche, Nasenbären und tropische Schmetterlinge.
- Dachgeschoss: Die Obere Baumschicht
Sie befindet sich in 25 bis 40 Metern Höhe – bei einem Haus wäre das die achte bis 15. Etage. In der Oberen Baumschicht reiht sich Baumkrone an Baumkrone zum dicht bewachsenen Kronendach. Dies erhält viel Sonnenlicht von oben. Es wohnen hier auch die meisten Tiere des Regenwaldes z. B. Faultiere, Baumschlangen und verschiedene Affenarten. In diesem Stockwerk fühlen sich auch Baumsteigerfrösche wohl.
- Urwaldriesen
„Die höchsten Bäume in den tropischen Regenwäldern überragen das Kronendach – sie heißen auch Überständer.“(5) Diese Bäume bilden keine geschlossene Schicht, sondern treten vereinzelt oder in kleineren Gruppen auf. Von der Höhe her erreichen sie 50 bis 80 Meter Höhe und sind so hoch wie ein 16-stöckiges Haus. Es braucht viele Jahre bis die Urwaldriesen so groß sind. Manche sind sogar mehrere hundert Jahre alt. „In dieser obersten Etage des Regenwaldes sind vor allem Vögel zuhause: bunte Aras und Tukane fliegen in dieser schwindelerregenden Höhe.“(5)
„Warum gibt es im Regenwald so viele verschiedene Arten?
Das Besondere der tropischen Regenwälder ist, dass dort gut die Hälfte aller auf der Erde lebenden Arten von Tieren und Pflanzen wohnen. Obwohl sie nur etwa 7,4 Prozent der Landfläche bedecken.
Die Ursachen für die sehr hohe Artenvielfalt in den Regenwäldern sind wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Die ganzjährig große Sonneneinstrahlung und hohe Niederschläge spielen sicher eine wichtige Rolle.
Und vor allem auch der Mangel an Nährstoffen. Denn ob Blätter, Zweige, Beeren, Fruchtreste, tote Insekten oder Tierkot: Im feucht-warmen Klima des Tropenwaldes wird alles sofort von Kleinstlebewesen zersetzt. Nahrhafter Humus kann sich gar nicht erst bilden – Nährstoffe sind im Regenwald deshalb Mangelware.
Außerdem wäscht der ständige Regen die Böden aus. Und so mussten sich Tiere und Pflanzen immer mehr spezialisieren, um genug Nahrung zum Überleben zu finden. So haben sich im Laufe der Erdgeschichte dann immer mehr Arten entwickelt.
Die genaue Zahl der Arten kennt allerdings niemand, denn Millionen von ihnen sind bis heute unentdeckt. Damit sie überleben können, sind Tiere und Pflanzen voneinander abhängig – manche „arbeiten“ sogar zusammen wie zum Beispiel das Aguti (ein Nager aus der Meerschweinchen-Familie), der Paranussbaum und die Prachtbiene am Amazonas.
Wenn ein Baum gefällt wird, sterben mit ihm auch Tausende Lebewesen – wie zum Beispiel Insekten –, die auf ihm gelebt haben. Und dann verhungern auch die Vögel, die sonst die Insekten fressen.
Wie viele Bäume gibt es in den tropischen Regenwäldern?
Kann man Bäume überhaupt zählen? Ja! Wissenschaftler von der berühmten Yale-Universität in den USA sind genau dieser Frage nachgegangen. Das Ergebnis ihrer Studie, an der Experten aus aller Welt mitgearbeitet haben, wurde 2015 veröffentlicht.
Danach wachsen in den tropischen Regenwäldern rund 800 Milliarden Bäume. Das sind 111 Bäume pro Erdbewohner (2015 lebten 7,2 Milliarden Menschen auf der Erde). Allein in Amazonien, dem größten zusammenhängenden Regenwaldgebiet der Erde, zählten die Forscher 390 Milliarden Bäume.
Im Jahr 2015 machten die tropischen Regenwälder 26 Prozent der gesamten Waldfläche der Erde aus.
Die Wissenschaftler zählten aber nicht nur die Bäume in den tropischen Regenwäldern, sondern in allen Wäldern der Erde.“(4)
Doch leider sind unsere Regenwälder in großer Gefahr! Große Bedrohungen für den Regenwald sind: Fleisch und Soja, Tropenholz, Papier, Palmöl, Aluminium, Plastik, Benzin und Diesel, Wilderei und Handy.
(1).. https://www.regenwald-schuetzen.org/kids/wissen-ueber-den-regenwald
(3).. https://www.abenteuer-regenwald.de/wissen/regenwald
(4).. https://www.abenteuer-regenwald.de/wissen/regenwald/aussehen
(5).. https://www.regenwald-schuetzen.org/kids/wissen-ueber-den-regenwald/stockwerke-des-regenwaldes
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