„Stell dir vor, du suchst an einem heißen Sommertag Zuflucht im kühlen Wald – aber es fehlt das schattenspendende Laub. „Räuber und Gendarm“ spielen gelingt nicht so recht, denn die dürren Stämme bieten kein Versteck. Eine öde Wüste, in der kein Reh mehr springt und kein Vogel mehr singt – Horrorvision oder realistische Zukunft des deutschen Waldes?
Mit solchen Bildern und Gedanken haben die Menschen sich beschäftigt, als Mitte der 1980er-Jahre die Waldschäden für jeden sichtbar wurden. Damals erkannte man, dass mehr und mehr Bäume in Mitteleuropa erkrankt waren.
Die schlimmsten Schäden traten im ehemaligen Ostblock auf. Vor allem im Erzgebirge waren manche Hänge großflächig mit Baumgerippen übersät. Bilder von solchen „Waldwüsten“ kursierten fast täglich im Fernsehen und in Zeitungen.
Die Menschen waren geschockt und zweifelten nicht mehr daran, dass man von einem echten Waldsterben sprechen musste.
In der Bundesrepublik sah die Situation damals zwar etwas günstiger aus als in der DDR, sie war aber trotzdem besorgniserregend. Wenige Bäume waren wirklich abgestorben, sehr viele aber sichtbar erkrankt.
Man erkannte damals auch im Westen den Ernst der Lage und suchte nach Auswegen. Deshalb wird seither viel geforscht über das Waldsterben, über seine Ausmaße und Krankheitssymptome und darüber, wie man es aufhalten kann…
Was macht unsere Wälder krank?“(1)
Die Luftverschmutzung ist in erster Linie für den schlechten Gesundheitszustand unserer Wälder verantwortlich. Aus den Schornsteinen von Industriebetrieben und Kraftwerken, aus den Auspuffen der Autos und aus den Kaminen der Häuser gelangen die schädlichen Stoffe als sogenannte Emissionen in die Luft. Sie werden mit dem Wind über viele Kilometer transportiert und verteilt.
Die schädlichen Stoffe wirken als Immissionen (das sind Stoffe, die auf Mensch, Tier und Pflanze wirken) auf die Wälder, wenn der Wind durch die Baumkronen hindurchstreicht und sie dabei an den Nadeln und Blättern zurücklässt.
So wirkt ein Wald wie ein riesiger Filter, der die Schadstoffe aus der Luft ausstreicht und dabei die Luftverschmutzung verringert. Gleichzeitig vergiftet er sich dabei allerdings selbst. Die Luftverschmutzung hat in den letzten Jahrzehnten nämlich so sehr zugenommen, dass der Wald mit diesen Giften nicht mehr zurechtkommt.
Heute wird der Begriff „neuartiger Waldschaden“ verwendet – das Krankwerden und Absterben der Wälder. Es wird dadurch deutlich, dass sich die Schäden deutlich von solchen Schäden unterscheiden, die auch vor der Industrialisierung immer wieder auftraten.
Die Waldschäden traten früher meist kleinflächig auf und die Wälder erholten sich wieder. Heute aber werden durch die „neuartiger Waldschäden“ sehr große Flächen erfasst und das Ausmaß wird immer größer. Die Wälder scheinen sich nicht mehr so leicht zu erholen.
„Die Ursachen der „neuartigen Waldschäden“ sind sehr vielfältig und sollen hier vereinfacht und in wichtigen Grundzügen dargestellt werden:
- „Saurer Regen“ und seine Wirkung auf den Boden
- Schadstoffe, die direkt auf Bäume wirken
- „Stickstoff-Doping“ – oder Störender Dünger
- Belastende natürliche Faktoren
„Saurer Regen “ und seine Wirkung auf den Boden
Schwefeldioxid und Stickstoffoxide sind Gase, die zu den schädlichen Immissionen gehören. Sie verbinden sich in der Luft mit Wassertröpfchen, wobei Säuren entstehen, die im Regen, Nebel und Tau enthalten sind: es entsteht „saurer Regen“. Dieser sickert in den Boden und führt dort zur Bodenversauerung und damit zu einer Vielzahl von Folgewirkungen.
Schwefeldioxid entsteht bei der Verbrennung von Kohle und Erdöl. SO2 oxidiert in der Luft zu SO3 und dies wiederum reagiert mit Wasser zu Schwefelsäure.
Stickstoffoxide – unerwünschte Verbrennungsprodukte“(1)
Wie entstehen diese Stickstoffoxide? Sie entstehen als unerwünschte Verbrennungsprodukte bei hohen Temperaturen z. B. in Automotoren. „Sie bilden sich durch die Reaktion zwischen dem Stickstoff und dem Sauerstoff der Luft, die zur Verbrennung des jeweiligen Kraftstoffes benötigt wird.
Einige Stickstoffoxide reagieren mit Luftfeuchtigkeit zu salpetriger Säure und Salpetersäure, und tragen damit zur Bodenversauerung bei.
Gefahr für das Leben im Waldboden
Durch die Bodenversauerung werden die Feinwurzeln der Bäume geschädigt und damit die Wasser- und Nährstoffaufnahme. Auch die Mykorrhizza-Pilze sterben ab, die mit dem Baum in Symbiose leben und ihm bei der Wasser- und Nährstoffaufnahme helfen.
Die Ernährungssituation der Bäume verschlechtert sich auch deshalb, weil durch die Versauerung Mineralstoffe vermehrt aus dem Boden ausgewaschen werden und nicht mehr als „Pflanzendünger“ zur Verfügung stehen. Zusätzlich werden giftige Schwermetalle aus den Bodenteilchen gelöst, die dort normalerweise fest gebunden sind. Diese werden nun von den Bäumen aufgenommen, es kommt zu Vergiftungen.
Schadstoffe, die direkt auf Bäume wirken“(1)
Saurer Regen wirkt leider unterirdisch und zusätzlich schädigt er die Bäume, in dem er Blätter und Rinde angreift.
Schwefeldioxid beeinflusst die Pflanzen, indem es die Schließbewegungen der Spaltöffnungen verhindert und die Pflanzen somit gegen Trockenheit empfindlicher macht. Dies ist vor allem an heißen Tagen verhängnisvoll, denn die Bäume verdunsten sich im Extremfall zu Tode.
Das Ozon wirkt ebenfalls schädigend, denn es greift die Kulticula an. Diese ist eine Wachsschicht, die das Vertrocknen der Blätter verhindert. Ferner greift es die Chloroplasten an und damit den Photosynthese-Apparat. Die Folge ist das frühzeitige Vergilben der Blätter.
„Die Bäume wachsen nun langsamer, d.h. der Baum legt weniger Holz zu, die Jahresringe werden dünner. Gelegentlich stellt man an gefällten Bäumen, die seit ein bis zwei Jahren Krankheitssymptome zeigten, fest, dass die Jahresringe schon seit 10 bis 15 Jahren dünner waren. Der Baum war also schon jahrelang krank bevor dies durch deutliche Symptome sichtbar wurde.
„Stickstoff-Doping“ oder: Störender Dünger
War in den 1980er-Jahren noch der Schwefel aus den Kraftwerksabgasen das größte Problem, so ist nach dem Einbau von Entschwefelungsanlagen in den Heizkraftwerken der Stickstoff zu einem bedeutenderen Belastungsfaktor für den Wald geworden.
Durch die weitflächige Stickstoffzufuhr erfolgt eine Düngung aller Pflanzen. Dies ist am flächenhaften Auftreten von Stickstoff-Zeigerpflanzen zu erkennen (Brennessel, Springkraut, Stinkender Storchschnabel, Knoblauchsrauke).
Diese verdrängen in steigendem Maße die ursprünglichen Waldbodenpflanzen. Auch die Bäume werden überdüngt und gleichzeitig ihre Mykorrhiza-Symbiose gehemmt. Ernährungs- und Stoffwechselschäden der Bäume sind die Folge.
Außerdem nimmt bei Stickstoffüberschuss die Frostresistenz der Bäume ab und die Blätter werden für schädigende Insekten attraktiver. Deshalb vermehren sich blattfressende Insekten häufiger massenhaft und schädigen die Bäume.
Belastende natürliche Faktoren
Die Ursachen des Waldsterbens sind also sehr vielschichtig. Charakteristisch für die „neuartigen Waldschäden“ ist auch, dass natürliche Einflüsse eine Rolle spielen.“(1) Es treten nämlich Erkrankungen bevorzugt in solchen Waldgebieten auf, die ungünstigen Naturbedingungen ausgesetzt sind. Dazu zählen sehr trockene Standorte, Steillagen und nährstoffarme Böden.
„Bäume an solchen Standorten stehen bereits unter Stress und werden durch die zusätzliche Belastung aufgrund der Luftverschmutzung häufig geschädigt. Dazu kommt, dass an solchen geschwächten Pflanzen besonders leicht Sekundärschäden auftreten: sie werden von Parasiten (z. B. Pilzen, Borkenkäfer) befallen. Diese Sekundärschäden sind es, die wir oft als das erste äußerlich sichtbare Krankheitszeichen wahrnehmen.
Woran du kranke Bäume erkennen kannst
Aus der Ferne betrachtet sieht ein kranker Wald häufig gesund aus. Die Bäume erscheinen oft noch dicht und mächtig und erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man Schäden. Natürlich muss man dazu aber erst einmal wissen, wie die Krankheitssymptome aussehen.
Schäden bei Nadelbäumen“(1)
Für einen Förster und Wanderer ist ein gesunder Mischwald mit stattlichen Fichtenbestand ein schöner Anblick. Doch leider ist das nicht immer so.
Die Nadeln eines gesunden Nadelbaums bleiben 7 bis 10 Jahren am Baum, dann fallen sie ab. Bei geschädigten Bäumen sieht das anders aus. Sie verlieren ihre Nadeln oft schon nach zwei bis drei Jahren. Durch den Nadelverlust werden die Bäume schütter – dies nennt man Auslichtung.
Du siehst bei einem kranken Baum häufig den Stamm. Diesen siehst Du bei einem gesunden Baum kaum, da das Nadelkleid so dicht ist.
„Manche kranken Fichten sehen „zerzaust“ aus, weil ihre Äste scheinbar kreuz und quer stehen. Ein Grund dafür ist, dass manche Knospen nicht mehr austreiben, andere Triebe aber verstärkt wachsen und dass „Angsttriebe“ auftreten. Diese wachsen an Stellen, wo sie bei einem gesunden Baum nicht auftreten würden, wie z. B. an der Oberseite der Äste.“(1)
Bei kranken Fichten sind zwei weitere wichtige Symptome vergilbte Nadeln und Wipfelschäden. „Letztere treten häufig auf, auch wenn das Nadelkleid des Baumes noch ziemlich dicht ist. Die Wipfel der geschädigten Bäume sind dürr und brechen häufig ab.
Schäden bei Laubbäumen
Kranke Laubbäume erkennt man durch die Veränderungen an ihren Blättern. Die Blattränder sind geschädigt, die ganzen Blätter werden gelb und sterben teilweise ab. Die Belaubung ist nicht mehr so dicht und der Laubfall setzt im Herbst früher ein.
Maßnahmen gegen das Waldsterben
Durch die Waldschadenserhebungen zeigte sich in den 1980er-Jahren, dass sich der Zustand des Waldes ständig verschlechterte. Die Politiker begriffen, dass schnell Maßnahmen zur Besserung der Luftqualität getroffen werden mussten. Deshalb wurden von der deutschen Bundesregierung verschiedene Verordnungen über Maßnahmen zum Schutz der Luft erlassen, z. B.:
- Kohlekraftwerke müssen ihre Abgase entschwefeln und auch Heizöl wird entschwefelt. Damit konnte die Luftbelastung mit Schwefeldioxid auf ein Viertel reduziert werden.
● Katalysatoren entfernen Stickoxide aus Autoabgasen; dies konnte die Luft leider noch nicht von Stickoxiden entlasten, denn es gibt immer mehr Autos.
● Bleihaltiges Benzin wurde abgeschafft.
Bei der jährlichen Waldschadenserhebung nehmen Forstexperten den Gesundheitszustand der Bäume ganz genau „unter die Lupe“.“(1)
Das wichtigste Ziel beim Kampf gegen die „neuartigen Waldschäden“ ist die Verbesserung der Luftqualität, denn so wird an der zentralen Ursache angegriffen. Durch „Bodenschutzkalkungen“ versuchen die Forstverwaltungen zusätzlich gegen die Bodenversauerung und ihre Folgen vorzugehen.
Hubschrauber überfliegen dabei Gebiete und verteilen großflächig Kalk, der die Säure im Boden binden soll. Durch diese Maßnahmen der Luftreinhaltung hat sich der Zustand der Luft verbessert.
„Trotzdem ist die Luft noch nicht sauber und der Wald noch nicht gesund. Wir alle müssen deshalb weitere Anstrengungen für die Reinhaltung der Luft unternehmen. Jeder einzelne von uns kann einen Beitrag leisten, indem er Energie spart. Denn für die Erzeugung der Energie werden in den Kraftwerken, die mit fossilen Brennstoffen – wie Erdöl und Kohle – befeuert werden, Riesenmengen Luftschadstoffe frei, die den Wald mit zerstören.“(1)
Im weiteren Blogbeitrag wird gezeigt, was du selbst für die Reinheit der Luft und der Gesundheit des Waldes tun kannst:
„Will man die Belastung der Luft mit Stickoxiden vermeiden, so sollte man möglichst wenig Auto fahren, denn Autoabgase gelten als die Hauptquelle für Stickoxide und damit auch für das Ozon, das durch die Reaktion mit Stickoxiden entsteht. Umweltfreundlicher als mit dem eigenen Auto kann man sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus, Straßenbahn, Zug) fortbewegen oder mit dem Fahrrad.
Fährt man dennoch Auto, so sollte man darauf achten, dass das Auto mit einem Katalysator ausgestattet ist, denn dieser reinigt die Abgase. Außerdem ist es immer besser, Autos mit geringem Kraftstoffverbrauch zu fahren, denn diese erzeugen auch weniger Abgase.“(1)
Du sollst auch den Kauf von Wegwerf-Verpackungen vermeiden, denn für ihre Erzeugungen werden auch große Mengen Energie benötigt. „Alu-Dosen für Getränke z. B. lassen sich vermeiden. Ähnlich ist es auch mit Plastikverpackungen und Einwegflaschen: Erst brauchen sie eine große Menge von Rohstoffen und Strom zur Erzeugung, dann belasten sie als Müllberge die Umwelt!“(1)
Wenn man die Verpackungen nicht vermeiden kann, sollte man darauf achten den Müll zu vermindern. Dies erreichst Du indem du viele Abfälle der Wiederverwertung (Recycling) zuführst. Dadurch kann viel Energie gespart werden.
„Für die Herstellung einer einzigen Alu-Getränke-Dose benötigt man so viel Energie, wie eine 100-Watt-Birne verbraucht, wenn man sie 12 Stunden lang brennen lässt. Oder ein anderes Beispiel: Der für die Herstellung einer Alu-Spraydose benötigte Strom reicht für 300 Tage elektrische Rasur.“(1)
Man kann auch im Haushalt viel Energie sparen.
- Raumtemperatur von 20°C reicht völlig aus. Wenn man es noch wärmer möchte, kann man entsprechende Kleidung tragen.
Auch beim Kochen kann man Energie sparen.
- Der Kochtopf sollte so groß wie die Herdplatte sein.
- Wenn das Essen kocht, es dann auf niedrigeren Stufen weiterkochen lassen.
- Pfannen und Töpfe möglichst beim Kochen abdecken.
- Licht abdrehen wenn du den Raum verlässt.
- Elektrogeräte sollte man nur einschalten, wenn sie wirklich gebraucht werden.
„Besonders viel unnötige Energie wird durch die Vielzahl von Geräten mit Stand-By-Betrieb verbraucht. Es wurde errechnet, dass allein der Stand-By-Verbrauch in Deutschland die Strommenge zweier Großkraftwerke mit jeweils rund 1000 Magawatt Leistung benötigt; dies entspricht Energiekosten von etwa drei Milliarden Euro. Den Stand-by-Betrieb erkennt man meist daran, dass z. B. am Fernseher – auch wenn er über die Fernbedienung abgeschaltet wurde – immer noch eine kleine Leuchte in Betrieb ist. Das Gerät ist somit im Wartezustand für das nächste Anschalten über Fernbedienung. Und es braucht weiter Strom – nicht nur für die kleine Leuchte.“(1)
Man kann diese Energieverschwendung nur stoppen, indem man den Stecker aus der Steckdose zieht. Etwas komfortabler ist es, wenn Stand-By-Geräte über
Steckdosenleisten mit integrierten Schaltern vom Netz getrennt werden.
Es gibt noch viele weitere Beispiele zum Energiesparen – mache dir darüber Gedanken!
0 Kommentare